EKG bei Herzinfarkt

Herzinfarkt und Schenkelblock

Bei ca. 15% aller Infarkte kommt es zu einem Schenkelblock, besonders dann, wenn das Septum vom Infarkt betroffen ist. Ein bifaszikulärer oder höherer Block ist Ausdruck einer großen Nekrose und verschlechtert die Prognose erheblich.
Nach einem Vorderwandinfarkt mit Septumbeteiligung kommt es relativ häufig zu einem Rechtsschenkelblock, da der rechte Tawaraschenkel von der linken Koronararterie versorgt wird. Zur Sinusbradykardie, Sinusstillstand oder zum kompletten AV-Block kommt es eher beim Hinterwandinfarkt als beim Vorderwandinfarkt.
Da bei Blockbildern der QRS-Komplex verändert wird, kann die EKG-Diagnostik des Infarktes erschwert oder sogar unmöglich sein.

Herzinfarkt und Rhythmusstörungen

Vor allem nach frischem Herzinfarkt kommt es zu lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen. Extrasystolen, paroxysmale, meist ventrikuläre Tachykardien bis hin zum Kammerflattern oder Flimmern, Vorhofflimmern mit absoluter Arrhythmie, Vorhofflattern, AV-Ersatzrhythmen, aber auch Bradykardien und AV-Blockbilder sind möglich. Aus diesem Grund ist die kontinuierliche Überwachung am Monitor beim frischen Infarkt wichtiger Bestandteil der Infarktbehandlung. Auch nach Intervention und Wiedereröffnung der Koronarien kann es zu Rhythmusstörungen kommen.

Herzinfarkt und Aneurysmabildung

Nach dem Infarkt stirbt der betroffene Muskelbezirk ab und wird zu Narbengewebe umgebaut. Im EKG nimmt die ST- Hebung im Normalfall nach einiger Zeit ab. Besteht die ST- Hebung aber nach ca. 2 Wochen und länger, dann ist zu untersuchen, ob sich im Infarktgebiet ein Aneurysma entwickelt hat. In diesem Fall biegt sich die Narbe nach aussen. Besonders gefürchtet ist das Platzen des Aneurysmas, der Patient hat in diesem Fall fast keine Überlebenschance.

Entwicklung der Infarktbehandlung

In den 70er Jahren lagen Patienten nach Herzinfarkt noch unter Sedation eine Woche streng im Bett, die unterversorgten Zellen des Herzens starben ab .
Der erste Behandlungsansatz bestand in der systemischen Lyse. Die betroffenen Koronararterien konnten zwar auf diese Weise wiedereröffnet werden, es bestand jedoch ein hohes allgemeines Blutungsrisiko.
Durch die Entwicklungen der Herzkathetertechnik wurde es in den darauf folgenden Jahren möglich, die betroffenen Koronararterien darzustellen und mittels Ballondilatation wieder zu öffnen. Dadurch konnte, wenn der Patient rechtzeitig in die Klinik kam, ein Absterben des Infarktgebietes verhindert oder zumindest dessen Ausdehnung reduziert werden . Häufig kam es aber aufgrund veränderter Gefäßwände bald zu Wiederverschlüssen.
Der nächste Entwicklungsschritt bestand in der zusätzlichen Implantation einer Gefäßstütze, einem kleinen Drahtgeflecht, das in die Koronararterie eingebaut wurde ( = Stent ) und so den Wiederverschluss verhinderte.
Aktuell befasst sich die Forschung mit Wiederverschlüssen innerhalb der Stents und experimentiert mit verschiedenen Materialien und medikamentöser Beschichtung. (Drug eluting stent)
Die zusätzliche Medikation während und nach dem Infarkt spielt natürlich auch eine wichtige Rolle, würde aber den Rahmen dieses Überblickes sprengen.
In modernen Herzzentren besteht Tag und Nacht die Möglichkeit, akute Infarkte im Herzkatheterlabor zu behandeln, denn wesentlich ist, dass zwischen Infarkteintritt und Intervention ( PTCA ) möglichst wenig Zeit vergeht. Die kritische Zeit wird mit ca. 6 Stunden angegeben.







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